Willkommen bei Jugend-heute.de
“Die
Jugend ist der modernen Gesellschaft liebstes Kind – deshalb immer für
Schreckensmeldungen gut: Mal folgt sie, in ihrem Idealismus, staatlich
verordneten Irrlehren wie Nationalismus oder Sozialismus; mal rebelliert
sie, wie die 68er, gegen staatliche Autoritäten. Dazwischen gilt sie als
‘skeptische’, danach als ‘Null-Bock’-Generation. Gestern wollte sie
aussteigen, heute erstrebt sie nichts mehr als Ausbildungsplätze,
Markenartikel und Statussymbole. Kann man sich nicht mehr über ihren
politischen Eifer ereifern, folgt die Klage über ihre Apathie, oder ihre
Gewalt, oder ihre Drogensucht. Gerade noch wurde die Jugend gefürchtet,
heute wird sie bemitleidet, für morgen ist der ‘Krieg der Generationen’
angesagt.”
Dieser Einschätzung ist weitestgehend zuzustimmen. Denn von
Jugend wird auch in der Gegenwart vorrangig gesprochen unter dem Aspekt
des Risikos, das sie darstellt, der Probleme, die sie macht oder – nicht
zu vergessen – des Profits, den man mit ihr machen kann. Vor allem als
Marketinggröße wird heftigst um sie gebuhlt, bildet sie doch eine wichtige
Konsumentengruppe mit einem beachtlichen finanziellen Volumen (bis zu 40
Mrd. DM pro Jahr).
Unser Anliegen war
und ist es aber nicht, Jugend primär als Risiko-, Problem- oder
Absatzkategorie zu thematisieren, sondern sie vielmehr unter einer
Normalitäts- und Alltagsperspektive zu charakterisieren – und dies
möglichst facettenreich und authentisch und in städtischen und ländlichen
Umgebungen gleichermaßen.
Karl-Otto Hondrich, Jugend – eine gesellschaftliche Minderheit, in:
Diskurs, (1999) 1, S. 79.
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